6. Stand der Technik

6.1. Beispiele schwimmender Inseln



   
6.1.1. Asche-Inseln im Restloch DF in Knappenrode

Das Restloch DF wurde früher als Aschedeponie genutzt. Durch den Grundwasserzustrom füllte es sich allmählich mit Wasser, wobei die Asche pH-Werte von über 7 verursachte. An den Ufern des Restsees siedelte sich auf der Asche Schilf an, und es bildete sich ein dickes Rhizom/Asche-Polster (Abb 6.1). Neben dem Schilf wachsen heute sogar Sträucher und Bäume, hauptsächlich Weiden und Birken, darauf (Abb 6.2).

Beim Anstieg des Wasserspiegels werden diese Polster mitunter soweit angehoben, dass Teile davon abreißen und als schwimmende Pflanzeninseln auf dem See treiben (Abb 6.3). Sinkt der Wasserspiegel, sitzen sie am Ufer auf. Fällt der Wasserstand weiter, vertrocknen die Rhizomkörper schließlich, da die Wasserversorgung von unten unterbrochen ist.




6.1.2. Plaur

"Mit dem Begriff "Plaur" bezeichnet man im Donaudelta schwimmende Schilfinseln, sowie die bei der Verlan dung offener Wasserflächen entstehenden Phragmites-Schwingdecken" (KRAUSCH 1965).

Primäre Entstehung: Rhizomstücke von Röhrichtpflanzen, Schilfstengel und anderes Treibgut werden vom Wind zusammengeschoben und verkeilen sich ineinander. Lebende Teile des akkumulierten Treibguts treiben aus. Weitere Pflanzen siedeln sich auf den Inseln an. Durch Wurzelwachstum und Biomassezuwachs verfestigen sich die Inseln nach und nach. An den Rändern dehnen sie sich durch zentrifugales Wachstum auf die Wasserfläche aus.
"Bei diesem Prozess treten vor allem Thelypteris palustris, Cicuta virosa, Lythrum salicaria und Mentha aquatica auf. Etwas später siedeln sich dann Phragmites australis und schließlich Sträucher wie Salix aurita und Amorpha fruticosa an" (KRAUSCH 1965).

Sekundäre Entstehung: Durch Wind, Hochwasser und Eis werden Teile der Schilf-Schwingdekken abgerissen und treiben auf dem Wasser. "Solche Inseln können quadratkilometergroß werden und eine Dicke von 0,8 bis 2,0 Meter erreichen. Meist werden die Inseln nach einiger Zeit ans Ufer getrieben und verwachsen dort mit dem randlichen Verlandungssaum" (KRAUSCH 1965).




 
 
 
Abb. 6.1.
 
 
Abb. 6.2.
 
 
Abb. 6.3.
6.1.3. Schwimmendes Röhricht auf Wirrgelege

Bei dieser Konstruktion handelt es sich um ein Wirrgelege auf einem Trägernetz, das mit Vlies und Geogitter unterlegt ist (Abb. 6.4.). Darunter sind Auftriebskörper aus Extruderschaumstoff montiert. Das Wirrgelege soll den Pflanzenwurzeln den nötigen Halt geben. Im Beispiel wurden Iris und Seggen verwendet (Abb. 6.5.).

Nachteile:

- Die Pflanzenwurzeln können nicht durch das Vlies nach unten wachsen.

- Die Konstruktion ist etwas labil.

- Der Kunststoffanteil ist hoch.




 
 
 
 
Abb. 6.5.
6.1.4. Schwimmendes Röhricht der Firma ÖKON-Vegetationstechnik

Die Konstruktion besteht aus vorkultivierten Röhrichtmatten, die auf einem Kunststoff-Gitter befestigt werden. Sie enthalten typische Pflanzenarten der Ufer- und Röhrichtzone.
Unter das Gitter werden in regelmäßigen Abständen Auftriebskörper montiert, die ebenfalls aus Kunststoff sind. “Man erhält schwimmende Einheiten (z.B. 5 x 2 m), die, beliebig kombiniert, am vorgesehenen Platz verankert werden” (ÖKON 2002).

Verwendung: “Das Schwimmende Röhricht kann viele Funktionen erfüllen. Es findet Anwendung als Gestaltungselement, zur Verbesserung der Wasserqualität, als schwimmender Wellenbrecher u.a.” (ÖKON 2002).

Nachteile:

- Das Geogitter verrottet nicht und lässt sich nach Einwachsen des Röhrichts nicht mehr entfernen.

- Die Verwendung vorgezogener Röhrichtmatten verursacht, je nach Einsatzort, einen hohen Transportaufwand.

- vorkultivierte Röhrichte sind u. U. schlecht an die Standortbedingungen angepasst.

- Röhrichte, die unter guten Bedinungen (hoher Nährstoffgehalt, nicht zu saure Reaktion) vorgezogen und später an mageren, sauren Standorten eingesetzt werden, zeigen meist eine schlechte Wuchsleistung, oder erleiden sogar einen Schock.

- Röhrichtmatten haben ein hohes Gewicht (Wassergehalt). Die Handhabung bei Transport und Montage erschwert sich dadurch.



 
 
 
 
6.1.5. Schwimmkampen der Firma BGS Ingenieurbiologie GmbH

Schwimmkampen sind künstliche Vegetationsinseln. Sie bestehen aus Edelstahlzylindern, Verbindungsstücken, Pflanzenträgernetzen und vorgezogenen Pflanzengesellschaften. "Die Rahmenteile werden mit Bolzen und Stopmuttern verschraubt und das Netz wird mit Schäkeln an den vorgesehenen Ösen befestigt und gespannt. Die Bepflanzung erfolgt vor Ort vor dem Stapellauf. Die erdfrei vorgezogenen Pflanzengesellschaften werden auf der Schwimmkampe ausgerollt und mit dem Netz verbunden. Die Kopplung der Einzelelemente erfolgt meist im Wasser, da sie im Schwimmzustand am leichtesten zu hantieren sind" (BGS 2002).

Eigenschaften

- "Schwimmkampen sind mobil, passen sich wechselnden Wasserständen an und können bei Bedarf in andere Gewässer gebracht werden.
- sie sind beliebig kombinierbar, man kann sie vergrößern oder verkleinern und sie zu verschiedenen Formen zusammensetzen.
- sie sind praktisch wartungsfrei.”

Verwendung

- “Schwimmkampen ermöglichen künstlich geschaffene Biotope, wo sie sinnvoll und notwendig sind, z.B. auf Kiesbaggerseen, auf großen Rückhaltebecken, Talsperren usw..

- sie fungieren als landschaftspflegerisches Gestaltungselement mit Trenn-, Lenk- und Leitfunktion.

- sie sind einsetzbar als Wellenbrecher an größeren Seen und an Schifffahrtsgewässern, zum Schutz von Röhricht- und Uferzonen" (BGS 2002).

Nachteile

- Die Konstruktion ist aufwendig.
- Schwimmkampen sind dauerhaft und verrotten nicht.
- Die Verwendung von Stahl macht die Schwimmkampen schwer. Das wirkt sich negativ auf Transport und Montage aus.
- Schwimmkampen sind Sonderanfertigungen, da die Edelstahl-Auftriebskörper von Hand geschweißt werden.
- Schwimmkampen gehören zu den teuersten Bauweisen.



 
 
 
 
Abb. 6.8.
6.1.6. Schwimmende Nistflöße für Wasservögel in Kanada

In einigen Gegenden Albertas fehlen für bestimmte Wasservogelarten geeignete Nistmöglichkeiten auf dem Wasser. Mögliche Nistorte werden oft durch schwankende Wasserstände beeinträchtigt. Hier trägt der Bau schwimmender Nistflöße dazu bei, Lebensräume für die entsprechenden Wasservogelarten zu erhalten und zu schaffen.

Umweltorganisationen schlagen hierzu verschiedene Bauweisen vor, die auf die Bedürfnisse der jeweiligen Vogelart ausgerichtet sind (vgl. Abb. 6.9.). Die Flöße unterscheiden sich hauptsächlich in der Größe. Manche benötigen zusätzlich schwimmende Zugangsrampen.

Hinweise zum Bau von Nistflößen

Nistflöße müssen Wind, Wellen und Eis aushalten und sollten deshalb an geschützten Orten aufgestellt werden. Sie sollten außerdem durch Vegetation vom Ufer abgeschirmt werden, um sie u.a. vor Vandalismus zu schützen. Eine Beigabe von Nestmaterial ist sinnvoll. Offenliegende Auftriebskörper aus Styropor kann man zum Schutz vor Verbiss und Zerbröseln mit robustem Stoff überziehen. Bei schwankendenden Wasserständen ist ein justierbares Verankerungssystem nötig. Sind mehrere Plattformen auf einem See vorgesehen, sollte ein ausreichender Abstand zwischen den Nistflößen eingehalten werden (vgl. AFWD 2002).




 
 
 
 
Abb. 6.9.
6.1.7. Schwimmfähige textile Pflanzenträgermatte Repotex-I

Repotex-I ist eine textile Kunststoff-Matte für schwimmende Pflanzen-inseln mit eingearbeiteten Auftriebskörpern. Sie kann als Insel oder Halbinsel auf der Wasserfläche positioniert werden. Die Gewirkestruktur der Matte gibt den Pflanzen den nötigen Halt, so dass diese auch ohne Substrat, allein durch die Nährstoffaufnahme aus dem Wasser, wachsen können.

In Verbindung mit Repositionspflanzen finden Repotex-Matten bei der naturnahen Wasserreinigung, z.B. auf Sammelteichen für Silo-Abwässer oder Nachklärbecken Verwendung. Auf Gewässern mit mehreren Nutzungen werden Repotex-Matten zur Trennung funktionaler Bereiche eingesetzt (s. Abb. 6.10.).

Weiterhin werden sie als Nist- und Brutplätze für Wasservögel, als künstliche Biotope, für die Vorkultur von Repositionspflanzen, oder zur Begrünung von Badeteichen verwendet.

 
 
 
 
Abb. 6.10.

 

 
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