8.3. Versuchsaufbau


8.3.1. Konstruktionen und Materialien


 
 
Phragmites communis

Aufgrund der Ergebnisse der Varianten und des Vorversuches erscheint Phragmites sehr geeignet für “Lebende Inseln”:
Phragmites ist die kampfkräftigste Art unter den mitteleuropäischen Wasserpflanzen. Sie hat eine große ökologische und soziologische Amplitude. Diese reicht nach KRAUSCH (1965) von kalk-oligotrophen und sauer-oligotrophen bis zu eutrophen Gewässern und von großer Wassertiefe bis zu Böden, die zeitweilig über dem Wasserspiegel liegen. Schilf ist in Tagebauseen der Lausitz bereits bei einem pH - Wert von 3 gefunden worden (PIETSCH 1965).
Phragmites besitzt Aerenchyme, welche der Pflanze den nötigen Eigenauftrieb verleihen. Die Rhizome sollen nach einigen Jahren feste, einige Dezimeter starke Körper bilden (in den Niederlanden wurde ein Zuwachs bis zu 1 m in 7 Jahren beobachtet, vgl. CONERT 1995), auf diesen selbstschwimmenden Rhizomkörper könnten sich mit der Zeit Einjährige und andere Pflanzen der Röhrichtzone ansiedeln, ähnlich den Vorbildernin Plaur im Donaudelta und den Ascheinseln in Knappenrode (vgl. Kap. 6.1. Beispiele).

Im folgenden Auszug aus “Das Schilf und seine Verwendung im Wasserbau” schreibt BITTMANN (1953) über die Eigenschaften von Schilf:
Das Schilf “... ist als einzige von allen Uferpflanzen zu einem wirksamen und dauerhaften lebendem Uferschutz geeignet. Die Fähigkeit der Ausläuferbildung, die dem Schilf besonders eigen ist, dient der unterirdischen Ausbreitung der Schilfbestände und ist damit eine der wichtigsten Ursachen für ihre Bedeutung als Uferschutz. [...] VAARMA kommt zu dem Ergebnis (bei Untersuchungen an finnischen Seen), dass von den Pflanzen des Röhrichts allein Phragmites auch noch an Erosionsufern, wenn auch mit verminderter Lebenskraft fortkommen kann. [...]
Noch mehr als beim Getreide ist beim Schilf der Halm dank seiner Bauweise befähigt, mechanischen Einflüssen, wie Wind und Wellen zu widerstehen. [...]
Seiner mechanischen Wirkung (Wind) kann der Schilfhalm noch weit besser widerstehen als etwa dem Wellenschlag. Blätter und Blattscheiden sind drehbar und zeigen daher immer in die Windrichtung, dadurch den Reibungswiderstand verringernd (KERNER). Wachstumshemmende Einflüsse können deshalb dem Wind in der Regel nicht zugeschrieben werden. [...]
Im Spätherbst verholzt der Halm und vermag, wenn er nicht geschnitten wird, bis ins Frühjahr hinein stehen zu bleiben. Dadurch behält der Schilfbestand seine wind- und wellenbrechende Wirkung auch in der Zeit der Vegetationsruhe, was für keine andere Röhrichtpflanze zutrifft. [...]
Eine besondere Eigentümlichkeit des Schilfs sind die "Leghalme", überlange oberirdische, waagerecht wachsende, am Erdboden kriechende oder im Wasser flutende blättertragende Sprosse. Nach MÜLLER-STOLL entstehen sie durch mechanisches Umknicken aufrechter Halme und sind keine besondere erblich bedingte Wuchsform. [...]
Unter besonderen Bedingungen aber besitzt jeder Schilfhalm die Fähigkeit, Knospen und Wurzeln zu bilden, wonach wir eine neue vegetative Vermehrungsmethode entwickelt haben (Halmpflanzung). [...]
Unsere Versuche haben weiterhin ergeben, das abgetrennte Sprösslingsknoten nach Austrieb und Wiederbewurzelung Ausläufer bilden. Demnach liegt in jeder Sprösslingsknospe neben der Anlage zum Halm auch eine solche zur Ausläuferbildung. [...]
Diese Fähigkeit erlaubt die Verwendung von Sprösslingen und Sprösslingsgruppen (Ballen) zur künstliche Ansiedlung von Schilf. Im Gegensatzzu Schilfballen zeigen aber Einzelsprösslinge ein wesentlich besseres Wachstum, was auf die Besonderheiten der Wurzelbildung zurückzuführen ist. Aus einer ganzen Reihe von Versuchen ergab sich, dass die beim Herausnehmen der Pflanze ihrer wachsenden Spitze beraubten Wurzeln nicht mehr nachwachsen, sich auch nicht erneuern, vielmehr nach kurzer Zeit zugrunde gehen und für die Versorgung und Befestigung der Pflanze ausfallen. METSÄVAINIO führt in einer Liste von Moorpflanzen, die beschädigte Wurzeln erneuern können, Phragmites nicht auf. Dieser Nachteil wird jedoch wettgemacht durch die Fähigkeit des Schilfs, an den austreibenden Knospen sofort neue Wurzeln zu bilden, wenn sich diese Knospen im Boden oder Wasser befinden. Aber die Bildung dieser neuen Wurzeln erfolgt nicht an allen im Boden befindlichen Knospen in gleicher Weise, sie beschränkt sich vielmehr auf die jungen und jüngsten Knoten und Knospen. Wasser- und Nährstoffaufnahme erfolgen nur durch die wachsenden jüngeren Wurzelzonen, insbesondere durch ein verhältnismäßig kurzes, meist, aber nicht immer, durch Wurzelhaare gekennzeichnetes Stück. Der ältere Rest der Wurzel dagegen ist verkorkt, zur Aufnahme von Wasser nicht fähig und dient lediglich dem Stofftransport. [...] Die Wasser- und Nährstoffaufnahme erfolgt durch die wachsenden Wurzel-spitzen; für kurze Zeit kann sie aber auch durch die abgeschnittene Fläche der Sprosse stattfinden. [...] Diese Möglichkeit einer kurzfristigen Wasseraufnahme erlaubt die Versorgung der gepflanzten Schilfteile mit Wasser und Nährstoffen bis zur Neubildung von Wurzeln. [...]
Die über den Bedarf ihres Wachstums hinaus gebildeten Baustoffe vermag das Schilf in Knospen und Ausläufern einzulagern. Diese Stoffspeicherung ermöglicht im folgenden Jahr den Austrieb zahlreicher vorgebildeter Sprösslinge. Vorraussetzung der Stoffspeicherung ist ein gesundes Jahreswachstum der grünen Teile. Sie wird daher durch Mahd und Tierfraß [...] oder andere Beschädigungen der Pflanze [...] beeinträchtigt oder gar verhindert. [...]
Die größte Aussicht auf Weiterentwicklung haben wohl die Samen, die auf Wasserflächen niedergehen. Die Verbreitungseinheiten von Phragmites, die "Scheinfrüchte", erwiesen sich nach unseren Untersuchungen als tagelang schwimmfähig, sodass sie in dieser Zeit durch Strömung und Wellenbewegung des Wassers an die Ufer gelangen können. [...]Durch die anschließende Quellung des Samens wird die Scheinfrucht schwerer und sinkt schließlich ab. Wenige Tage danach beobachteten wir ein Auskeimen der Phragmites - Samen unter Wasser. Mit zunehmender Entwicklung aber begannen die Keimlinge wieder emporzusteigen, und schwammen schließlich an der Wasseroberfläche, wobei das erste Blatt wie ein Segel in die Luft hinausragte. In diesem Zustand hielten sich die jungen Pflänzchen eine ganze Zeit lang, ohne besondere Größenzunahme zu zeigen. Eine Weiterentwicklungg zur Jungpflanze war allerdings nur außerhalb des Wassers möglich, wohin die Keimlinge in der Natur jedoch durch Drift oder infolge des fallenden Wasserspiegels leicht gelangen können. Dieser Versuch scheint daher eine Bestätigung dafür zu sein, dass die durch Wind und Wasser verbreiteten Früchte wahrscheinlich die beste Aussicht haben, zur Ansiedelung zu kommen. [...]
Phragmites ist Lichtkeimer. Ferner bedarf es einer genügenden gleichmäßigen Feuchtigkeit und einer Durchschnittstemperatur von über 10°C, um die Keimung einzuleiten und zu erhalten. Alle anderen Faktoren, wie Bodenart, pH-Wert, Nährstoffe usw. spielen anscheinend eine untergeordnete Rolle." (BITTMANN 1953).



Nachteile
Während des Anfangsstadiums sind Auftriebshilfen und Verankerungsmöglichkeiten nötig, die Vitalität ist im Extrembereich durch die niedrigen pH-Werte und das geringe Nährstoffangebot begrenzt. Es gilt zu untersuchen, ob es möglich ist, das Schilf auf der freien Wasserfläche heranzuziehen, da die jungen Halme bei starkem Wellengang abknicken können und die Pflanzen in Folge von Sauerstoffmangel absterben.


Verwendung
Das Schilf übernimmt, wenn es das Anfangsstadium überschritten hat, die Eigenschaften der Auftriebskörper und der Trägermaterialien, so dass diese nicht mehr benötigt und entfernt werden, bzw. verrotten können. Die Aerenchyme übernehmen den Auftrieb und die Konstruktion erhält die nötige Festigkeit durch das Verwachsen der Rhizome. Diese Eigenschaften besitzt ein Rhizomenkörper nur, wenn er aus lebendem Schilfmaterial besteht.




 
 
 
Abb. 8.6.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abb. 8.7.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abb. 8.8.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abb. 8.9.
Weiden

Beschreibung
Weiden werden in der Ingenieurbiologie zum Erosionsschutz eingesetzt, Mit zunehmender Durchwurzelung des Bodens steigt seine Festigkeit. Weitere Eigenschaften sind u.a. die Selbstregulation, die Selbstregeneration, Vergrößerung und Vermehrung einzelner Elemente (Wurzeln, Triebe).
Für lebende Weidenfaschinen eignen sich nur die schmalblättrigen Arten (vgl. Abb. 8.9.). Die Gewinnung der Triebe kann mit einem Pflegedurchgang einhergehen. Die Triebe können bis zum Bautermin unter Wasser oder im Kühlhaus gelagert werden. Für Faschinen eignen sich Triebe mit einer Stärke von 10 cm und dünner.



Vorteile
Die Weiden als zukünftige Ufergesellschaft werden auf dem Wasser vorkultiviert. Sie sind an den Standort angepasst und tragen mit ihrem Wurzelgeflecht zur Ufersicherung bei.


Nachteile
Weidenfaschinen sind materialintensive Bauweisen. Aufgrund der Standortverhältnisse stehen zur Zeit nur wenige Weiden in unmittelbarer Umgebung möglicher Einsatzorte an Tagebaurestseen zur Verfügung.
Pflanzenmaterial von entfernteren Standorten ist möglicher Weise an die besonderen Verhältnisse im Tagebau weniger angepasst, was zu überdurchschnittlich vielen Ausfällen führen kann. Weiden in lebendem Zustand, d.h. mit Saft- und Nährstoffluss im Kambium, besitzen keinen eigenen Auftrieb. Wie der Vorversuch (vgl. Kap. 7.3.) gezeigt hat, geht eine Faschine kurz nach dem Austrieb unter, sie benötigen also Auftriebskörper.



Verwendung
Die Weideninseln werden mit Erreichen des Endwasserstandes am Ufer befestigt. Die Auftriebskörper werden entfernt. Vereinzelte Weidensteckhölzer können in Rhizomkörpern eingesetzt werden, um diese mit ihrem Wurzelwerk zu festigen.




 
 
 
 
Abb. 8.10.
 
Seggen/ Binsen

Seggen und Binsen gehören zu den Helophyten. Sie sind an den Lebensraum im wassergesättigten Boden angepasst und vertragen zeitweilige bis ständige Überflutung. Sie vermögen ihre Nährstoffe direkt aus dem Wasser aufzunehmen und sorgen über Aerenchyme für die nötige Menge Luftsauerstoff in ihrem Wurzelbereich.
Sie siedeln seeseitig der mittleren Wasserstandslinien und machen einen großen Teil der Vegetation in Überschwemmungs- und Verlandungsgebieten aus.
Folgende Arten erscheinen für lebende Inseln möglich:

  • Carex acutiformis,
  • Carex rostrata,
  • Carex elata,
  • Carex stricta ,
  • Juncus bulbosus ,
  • Juncus effusus ,
  • Juncus conglomerata,
  • Schoenoplectus lacustris.
Wenn die Röhrichtpflanzen eine Basis geschaffen haben, können ihnen weitere Sumpfpflanzen folgen: Butomus umbellatus; Alisma plantago-aquatica; Sagittaria sagittifolia; Sparganium erectum.



Vorteile
Die mit Mark gefüllten Stengel von Schoenoplectus lacustris besitzen ein dem Kork ähnliches Schwimmvermögen, das dem Auftrieb der Inseln zu gute kommt.


Nachteile
Seggen und Binsen sind dem Konkurrenzdruck des Schilfes unterlegen. Es bleibt abzuwarten, ob das Schilf durch Mahd zurückgedrängt werden muss, um ein Überleben der Binsen und Seggen zu ermöglichen. Sie benötigen das Schilf aber als organische Grundlage und als Auftriebskörper.


Verwendung
Schilfreinbestände sind sehr konkurrenzstark. Wenn sie nach 2 - 3 Jahren auslichten oder durch Mahd bereits früher gelichtet werden, können Binsen und Seggen auf der organischen Grundlage (Schilfrhizome) siedeln. Die Biomasse des Schilfes dient in diesem Fall als Substrat. Auf den Inseln stellt sich mit der Etablierung von Binsen und Seggen ein Folgesukzessionsstadium nach dem Schilf ein.
Die Binsen dienen Fischen, wenn sie in lichten Beständen im Wasser stehen, als Laichplatz. Die Bulte der Großseggen dienen Vögeln als Nistplatz.





 
 
 
Abb. 8.11.
 
 
 
 
 
 
Abb. 8.12.
Zuschlagsstoffe


Stroh/ Mist

Stroh bildet im Anfangsstadium die organische Grundlage. Es trägt zur Festigkeit der Packungen bei und unterstützt somit den Austrieb des Schilfes. Es kann auch gleich eine organische Grundlage für Binsen/ Seggen und andere Sumpfpflanzen bilden. Allerdings ist anzunehmen, dass es innerhalb eines Jahres biologisch abgebaut wird. Darum sollte es mit Schilf kombiniert werden, damit auch noch nach der Zersetzung eine organische Grundlage vorhanden ist. Bei dem biologischen Abbau des Strohs und des Mistes werden Nährstoffe frei, welche vom Schilf aufgenommen werden können.


Kohle

Eine förderliche Auswirkung der Kohle auf das Pflanzenwachstum ist fraglich. Vielmehr vermag das Schilf aktiv Schwebstoffe aus dem Wasser zu filtern und am Rhizom anzulagern (vgl. CONERT 1995). Die Kohle kann als Schwebstoffquelle dienen und auf diese Art und Weise beim Aufbau der organischen Grundlage helfen, vergleichbar mit den Aschinseln in Knappenrode (vgl. 5.1.) Dort soll angewehte Asche und Staub zur Bildung der Inseln mit beigetragen haben.



 
 
Auftriebskörper


Aqua-Noodle

Die Aqua-Noodle ist ursprünglich eine Schwimmhilfe, die vielseitig genutzt wird, z.B. für Wassergymnastik, Therapie und Behindertensport oder beim Spielen im Wasser.
Das Material aus strapazierfähigem und flexiblem Polyäthylenschaumstoff ist wasserdicht, hautfreundlich und bakterienabweisend. Zusätzlich zur Aqua-Noodle gibt es Verbindungselemente, um mehrere Aqua-Noodles miteinander zu kombinieren.

Technische Daten:
Maße: L=160cm, Ø =7cm
Material: PE-Schaum
in vielen Farben erhältlich
Preis: 4,35 Euro/Stk.



Vorteile
Die Aqua-Noodle hat ein geringes Gewicht, ist einfach zu handhaben und lässt sich leicht der Form der Inseln anpassen. Sie kann je nach benötigter Auftriebsreserve einzeln oder als Bündel eingesetzt werden (Modulcharakter). Zudem ist sie einfach, schnell und günstig industriell herstellbar. Wenn die Aqua-Noodles nicht mehr als Auftriebskörper benötigt werden, können sie vor Ort (im Wasser) leicht entfernt und weiterverwendet werden. Polyäthylen verhält sich grundwasserneutral.


Nachteile
Die Flexibilität der Aqua-Noodle bedingt eine verminderte Stabilität, vor allem bei auftretenden Kratz- und Scheuerkräften. Zur Beständigkeit gegenüber UV-Strahlen und gegenüber aggressiverem Wasser gibt es keine Langzeiterfahrungen. Es ist nicht auszuschließen, dass Tiere an den Aqua-Noodles Schäden verursachen.


Verwendung
Aqua-Noodles dienen als Auftriebskörper im Initialstadium in, an und unter den Bauweisen. Sie werden entfernt und wiederverwendet, sobald sich die Pflanzeninseln selbst tragen.



 
 
 
 
 
Abb. 8.13.
Boje

Bojen sind schwimmende Markierungspunkte auf dem Wasser. Sie sind in diversen Formen, Größen und Nutzlasten verfügbar. Sie besitzen integrierte Ösen und könne flexibel mit Seilen befestigt werden. Bojen sind relativ teuer in der Beschaffung. Für die Versuchsanlage wurden 4 Bojen verwendet, sie markieren die Eckpunkte der Versuchsanlage. Gleichzeitig bilden sie die Verbindung zu der Verankerung. Die Bojen haben eine Nutzlast von ca. 9 kg.



 
 
Luftpolsterseil

Das Luftpolsterseil ist eine Spezialanfertigung des Sächsischen Textilforschungsinstitutes e.V.. Es besteht aus einer innen liegenden Luftpolsterfolie, die von einer PE-Folie und einem Netzgewebe umhüllt ist. Für das Luftpolsterseil gibt es bisher keine Prüfwerte.

Technische Daten:
Maße: Ø = 75mm, L= x
Material: Polyäthylenfolie
Preis: ca. 3,- EUR/ kg



Vorteile
Das Luftpolsterseil ist leicht und sehr flexibel. Es kann deshalb vielseitig und der Auftriebsreserve entsprechend in, an oder unter die Bauweisen montiert werden. Luftpolsterseile werden industriell hergestellt. Polyäthylen verhält sich grundwasserneutral und kann wiederverwertet werden.


Nachteile
Das Luftpolsterseil hat keine stabilisierende Wirkung. Es gibt zur Beständigkeit gegenüber UV-Strahlen und gegenüber aggressiverem Wasser keine Langzeiterfahrungen. Es ist nicht auszuschließen, dass Tiere an den Luftpolsterseilen Schäden verursachen. Die Seilenden müssen aufwendig verknotet und/oder verschweißt werden, um ein Aufdröseln des Gewebes zu verhindern.


Verwendung
Luftpolsterseile dienen als Auftriebskörper im Initialstadium in, an und unter den Bauweisen. Sie werden entfernt und wiederverwendet, sobald sich die Pflanzeninseln selbst tragen.



 
 
 
Abb. 8.14.
Pflanzenträger


Repotexmatte

Eigenschaften
Eine Repotexmatte I ist eine textile Pflanzenträgermatte aus Polyäthylen der Firma HUCK-ÖKONET. Sie kann mit eingearbeiteten Auftriebskörpern (PE - Schläuche) geliefert werden. Die Matte ist verrottungsfest, die Mattendicke beträgt ca. 25 mm mit einer Masse von 2000 g/m².
Die Pflanzen werden an Land auf der Matte verteilt und einzeln mit je zwei Holzspießen befestigt. Sie werden mit einem Keilballen vorgezogen und entwickeln kurz nach dem Auspflanzen eine besonders starke Wuchsleistung.



Vorteile
Eine Matte bildet eine stabile, substratlose Pflanzentragschicht. Sie ist einfach und leicht zu handhaben. Die Matten sind in großer Stückzahl industriell herstellbar, was dem hohen Bedarf in den Tagebauseen entgegenkommt. Die Auftriebskörper sind in das Gewebe integriert und je nach Bedarf variabel dimensionierbar. Die Matten bieten in bewachsenem Zustand Lebensraum für Pflanzen und Tiere.


Nachteile
Die Repotexmatte I ist verrottungsfest, sie ist als dauerhaftes Verankerungsmaterial (Substratersatz) für die Wurzeln konzipiert. Die Wurzeln wachsen durch die Matte hindurch und hängen frei im Wasser. Sie verflechten sich jedoch nicht in dem Gewebe und bilden folglich keine organische Basis. Dadurch ist die Matte vor allem im Winter, wenn die Pflanzen einziehen, immer sichtbar. Bei Ausfällen auf der Matte muss auf dem Wasser von Hand nachgepflanzt werden, die Pflanzen schließen die Lücken nicht selbst.
Das Bepflanzen und das Befestigen ist ein sehr arbeits- und zeitintensiver Vorgang.



Verwendung
Die Repotexmatten ermöglichen Vegetation selbst an Stellen, an denen eine natürliche Besiedlung schwer bzw. unmöglich wäre, z.B. Steilkanten, künstliche Betonbecken mit senkrechter Beckenkante. Ein weiterer Einsatzbereich der Matten sind Klärteiche, wo sie mit dem Wurzelfilz die Reinigungsleistung erhöhen.



 
 
 
 
 
Abb. 8.15.
Drahtgitter

Eigenschaften
Das Drahtgitter sollte, wie in der Ingenieurbiologie üblich, unverzinkt verwendet werden. Der niedrige pH-Wert mancher Tagebauseen erfordert eventuell die Verwendung von korrosionsgeschütztem Draht, da die Korrosion ansonsten zu schnell abläuft. Für die Versuchsanlage wurde folgendes Drahtgitter verwendet.
- MW=60mm (hexagonal)
- Ø 0,7mm
- Rollenbreite 75 cm
- feurverzinkt



Vorteile
Der Drahtkorb hält am Anfang die Schilfrhizome zusammen und gibt dem Paket die Festigkeit.
Die Wuchsleistungen von Phragmites sind besser, je feinkörniger der Boden ist, z.B. Feinsand, Lehm, Ton, da es "... besser Fuß fassen und sich verankern kann" (BITTMANN1953).
Draht ist relativ leicht und das Gewicht bleibt konstant bzw. nimmt mit der Korrosion ab. Es ist nicht mit einer Gewichtszunahme, wie z.B. bei der Faschine durch Saftfluss zu rechnen. Wenn sich mit der Zeit ein Rhizomenkörper entwickelt hat, und der Draht verrottet verbleiben keine aufwendig zu entsorgenden Altlasten.
Die Drahtkörbe sind einfach und in großer Stückzahl herzustellen. Sie lassen sich an Land befüllen und anschließend zum Einbau auf das Wasser ziehen.



Nachteile
Mögliche mechanische Beschädigungen des Gitterkorbes durch Reibung können zum vorzeitigen Verlust der Festigkeit führen. Der Draht sollte auf jeden Fall gefaltet wie ein Sandwich verwendet werden, damit die Wurzeln und Rhizome nicht frei und locker im Wasser hängen, sondern sich ausreichend im Inneren verfestigen können.


Verwendung
Drahtkörbe können als schwimmende Inseln mit eigenen Auftriebskörpern oder befestigt an größeren Schwimmkörpern, z.B. Betonschwimmstege, schwimmende Ferienhäuser verwendet werden.





 
 
 
Abb. 8.16.
8.3.2. Bauweisen

Die Versuchsanlage besteht aus drei verschiedenen Bauweisen, die in verschiedenen Varianten ausgeführt wurden: Repotexsandwich, Faschine, Schwimmende Gabionen.


Repotexsandwich

Auf die Repotexmatte können laut Hersteller die Pflanzen an Land aufgebracht und fixiert werden, danach wird die Matte zu ihrem Einsatzort über das Wasser gezogen.
Für die Versuchsanlage wird die Repotexmatte 2-lagig verwendet (Repotexsandwich) und in den Zwischenraum das Pflanzenmaterial eingebracht. Die Seiten wurden mit Kabelbindern verschlossen. Folgende Füllungen kamen zum Einsatz: Schilf und Binsen (1a), Schilf Stroh (1b), Schilf Mist Binsen (1c).




Faschine

Die Faschinen bestehen aus lebendem Weidenmaterial der Sorte Salix irrorata, welche im Rahmen der Sanierung auf einer nahen Kippe angepflanzt wurde.
Die Faschinen sind ca. 4,5 m lang und haben einen Durchmesser von ca. 40 cm . Die Herstellung erfolgt nach der üblichen Bindemethode auf einem Faschinenbock. Das Besondere ist das Luftpolsterseil. Es ist an der Faschine im oberen Drittel mit Kabelbindern befestigt. Von dieser Bauweise wurden keine Varianten getestet.




Schwimmende Gabionen

Die Gabionen bestehen aus Drahtbahnen mit 3,3 m Länge (bedingt durch die Länge der Aqua-Noodles und einer Überlappung des Drahtgitters) und 75 cm Höhe (Höhe der Rolle). Um ein mögliches Durchrutschen der Füllungen durch die Drahtmaschen (6 cm) zu verhindern, werden einige Körbe mit einer Lage Jutegewebe ausgelegt. Die Aqua-Noodles wurden auf beiden Seiten in der Mitte jeder Drahtbahn mit dem Ende in den Drahtmaschen angebracht. Das endgültige Befestigen geschieht beim Verschließen der Körbe mit Kabelbindern.
Die Körbe variieren nach der Art ihrer Füllung:
- aus Art und Menge des Pflanzenmaterials
- Zuschlagsstoffe
- Jutegewebe
Es sind immer mehrere Körbe mit der gleichen Füllung hergestellt worden. Bei dichten Packungen ist der gesamte Drahtkorb mit Material ausgefüllt, bei lockeren Füllungen ca.1/3 - 1/4 des Volumens.




Beschreibung der Varianten.:


S Schilf (Nr. 9,11):

Das Schilfrhizom wird in sehr dich- ter Packung in den Drahtgitterkorb gepackt. Alternativ wurde Schilf in weniger dichter Packung in Jute- gewebe eingeschlagen, um ein mögliches Durchrutschen durch das Drahtgeflecht zu verhindern.


SS Schilf Stroh (Nr. 3,4,7,10):

Eine Mischung je zur Hälfte aus Schilf und Stroh wurde in das Jute- gewebe eingeschlagen und in den Drahtkorb gepackt. Das Stroh stellt die organische Grundlage und trägt zur Festigkeit der Pakkung bei. Es wird bis zur kommenden Vegetationsperiode vollständig abgebaut werden, die bei diesem Prozess freiwerdenden Nährstoffe stehen dem Schilf zur Verfügung. Alternativ ist in anderen Körben Mist als natürliche Dünger zugegeben.


SK Schilf Kohle (Nr. 5,8,13):

Schilfrhizome werden mit Braunkohle in Jutegewebe eingeschla gen. Zwei dieser Packungen werden in einen Drahtkorb mit einer üblichen Schilfpackung gepackt.


SKS Schilf Kohle Stroh (Nr. 6,12):

Die Bauweise enthält im Vergleich zu SK zusätzlich Stroh in den Kohlesäcken und in der Schilfpak- kung. Die drei Bauweisen und ihre Varianten werden in folgender Tabelle aufgeführt (Abb. 8.20.). Anhand der Nummerierung lässt sich jede Variante im Lageplan der Versuchsanordnung (Abb. 8.21.) wiederfinden.





 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abb. 8.17.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abb. 8.18.
 
 
 
 
 
Abb. 8.19.
 
 
 
 
Abb. 8.20.
8.3.3. Versuchsanordnung


Die einzelnen Bauweisen wurden in Reihen auf dem Wasser angeordnet und an Haltesielen befestigt.
Durch eine unregelmäßige Verteilung der Drahtkorbvarianten sollen die verschiedenen Positionen innerhalb der Versuchsanlage untersucht werden (exponierte Lagen am Rand und geschützte Lagen im Zentrum).
Die Anordnung in Reihen erfordert das Monitoring und Auswertung der Beobachtungen. Es ist so möglich mit einem Boot durch die Reihen zu fahren.






 
 
 
 
Abb. 8.21.
8.3.4 Verankerung

Die einzelnen Bauweisen sind in Nord-Südrichtung an je zwei Halteseilen rechts und links mit Kabelbindern befestigt. Die Halteseile sind an einem im Viereck verlaufenden Seil verknotet. Die Eckpunkte des umlaufenden Seils sind mit Bojen markiert. Die Verankerung der gesamten Anlage erfolgt über vier Betongewichte (ca. 60kg), welche durch Seile mit den Bojen verbunden sind. Die Ankerseile sind am oberen und unteren Ende durch Ketten ersetzt, um ein Durchscheuern auf dem Grund oder ein Durchtrennen an der Boje (z.B. bei Eisgang) zu vermeiden. Die Ankerseile sind nach dem ersten Drittel von oben mit Reitergewichten beschwert. Das hält die Seile auf Zug, also stabil. Gleichzeitig ist das System flexibel, um auf Wind und Wellenbelastung zu reagieren.
Die Wassertiefe am Standort der Anlage variierte während des Bautermins zwischen 4-7 m, der Wasserspiegel wird während des Sommers um 1-2 m fallen, was sich auch schon während der ersten Monitorings bestätigt hat.




 
 
 
Abb. 8.22.

 

 
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