8.5. Beobachtungen

Die Beobachtungen wurden in Tabellen aufgezeichnet (s. Anhang).
Eine Zusammenfassung der Beobachtungen zum Schilf ist in Tabelle 8.38. aufgeführt.
Die Beobachtungen sind im Text in Reihenfolge der Bauweisen zusammengefasst. Beobachtungen wurden durchgeführt:

- nach 17 Tagen am 10.06. 2002,
- nach 25 Tagen am 18.06. 2002,
- nach 40 Tagen am 03.07. 2002,
- nach 55 Tagen am 18.07. 2002.

Es werden vegetationstechnische und konstruktionstechnische Beobachtungen unterschieden.
Zu den vegetationstechnischen Beobachtungen zählt der Biomassezuwachs der eingebrachten Pflanzen, gemessen an der absoluten und durchschnittlichen Wuchshöhe und der Halmdichte und das Auftreten zusätzlicher sich selbst angesiedelter Arten auf den Inseln.
Zu den konstruktionstechnischen Beobachtungen zählt der Tiefgang der Bauweisen, das Schwimmverhalten im Wasser, die Stabilität der Konstruktionen und der Verankerung, die Wirkung als Wellenbrecher und von aufgetretenen Schäden.



 
 

8.5.1. Repotexsandwich (Abb.8.32.-34.)

Vegetation

Das Schilf ist in den Abschnitten 1a und 1c durch die Maschen der Repotexmatte ausgetrieben (Abb.8.33.), im Abschnitt 1b ist dagegen kein Schilf aus dem Inneren des Sandwichs gewachsen. Auffällig ist, dass Schilf ist nur dort gewachsen, wo die Matte mit Binsen bepflanzt wurde. Bei vorsichtigem Öffnen des Teiles 1b am 03.07.02 war ein modriger Geruch zu vernehmen. Es schien in diesem Teil des Sandwichs zu anaeroben Verhältnissen gekommen zu sein, in Folge dessen die meisten der Rhizome abgestorben sind.
Der Austrieb setzte im Vergleich zum Schilfaustrieb der Gabionen ca. 25 Tage später ein. Das Wachstum verläuft um ca. 1-2 Wochen verzögert zu den Gabionen ab.

Die Binsen waren bereits beim ersten Beobachtungstermin sehr vital. Einige standen in Blüte, und bei anderen waren bereits Wurzeln durch das Sandwich hindurchgewachsen (8.34.). Die Wurzeln wuchsen nicht in das Innere des Repotexsandwichs oder in das Gewebe selbst, sondern sie hingen frei im Wasser unter der Matte.
Auf dem Sandwich ist stellenweise Wiesenknöterich (Polygonum bistorta) aufgetreten.

Konstruktion

Das Repotexsandwich schwimmt unverändert auf der Wasseroberfläche. Auf der windabgewandten Seite ist immer eine beruhigte Wasserfläche zu erkennen. Die Matte bog sich mit der Hauptwindrichtung nach Osten und verläuft nicht mehr geradlinig, sondern in einem leichten Bogen. Auf der Innenseite ist es zu Auffaltungen gekommen. Die Matte wölbt sich an diesen Stellen über das Wasser.
Auf dem Teil 1b der Matte waren am letzten Termin Tierexkremente und Federn zu finden. Der unbewachsene Abschnitt der Matte wird von Wasservögeln als Rastplatz genutzt. Die umliegenden Pflanzen zeigten keine Fraßschäden.

 
 
 
 
 
Abb. 8.32.
 
 
 
 
 
 
Abb. 8.33.
 
 
 
 
Abb. 8.34.

 

8.5.2 Faschine (Abb. 8.35.-38.)

Vegetation

Das Weidenmaterial war zum Bautermin bereits weit ausgetrieben. Am ersten Beobachtungstermin nach 17 Tagen war der gesamte Austrieb vertrocknet. Nach 25 Tagen war ein kurzer Neuaustrieb der aus dem Wasser ragenden Ruten zu erkennen. Der Austrieb setzte sich über die gesamte Beobachtungszeit stellenweise bis auf 30 - 40 cm fort. Nach 55 Tagen sind vereinzelt kurze, rote Wurzeln zu erkennen gewesen (Abb.8.38.).

Konstruktion

Die Faschine schwimmt unverändert auf dem Wasser. Der Auftrieb des Luftpolsterseiles ist demnach bis zum 55 Tag ausreichend. Der Strang ist aber schon merklich schwerer, er ließ sich am 55 Tag einfacher unter Wasser drücken, als zu Beginn des Versuches.




 
 
 
Abb. 8.35.
 
 
Abb. 8.36.
 
 
Abb. 8.37.
 
 
 
Abb. 8.38.

8.5.3 Gabionen (Abb. 8.39.-42.)

Vegetation

Das Schilf ist auf den Varianten unterschiedlich stark ausgetrieben. Ein besonders starkes Wachstum hatten die Körbe mit dichter Rhizomenpackung zu verzeichnen (z.B. Nr.9, Abb. 8.39./40.)). Das Schilf ist hier mit den meisten Trieben und hoher Zuwachsrate gewachsen. Es bildet auf diesen Körben nach 55 Tagen einen geschlossenen Bestand. Die eingebauten Rhizome bilden in dem Drahtkorb bereits jetzt einen dichten und festen Körper (Abb.8.40.).
Die locker gepackten Varianten sind schwächer ausgetrieben, d.h. es sind weniger Halme gewachsen. Die Bauweisen sind lichter, die Wuchshöhe ist etwas geringer als von den stark ausgetriebenen Gabionen (Nr.11). In diesen Körben ist der Rhizomkörper nicht kompakt wie in den dicht gebauten. Die Rhizomstücke liegen teilweise einzeln und frei beweglich im Drahtkorb.
Vereinzelt konnte beobachtet werden, dass besonders solche Rhizome, die zu einem Teil im Wasser und zum anderen Teil über dem Wasser lagen, stark ausgetrieben sind.
Nach 55 Tagen war an Gabione Nr. 9 ein Wandertrieb unter Wasser gewachsen, an dessen Ende ein Halm mit ca. 50 cm Länge außerhalb des Korbes aus dem Wasser ragte ( Abb. 8.41.). Weitere Wandertriebe im horizontalen Wachstum sind in und unterunter den Gabione zu erkennen gewesen.
Die Wurzeln des Schilfes sind am 55 Tag bis zu 20 cm lang. Wenn die Bauweise nicht mit Jutegewebe ausgelegt ist, hängen sie frei im Wasser.
Die Rhizome sind in den Bauweisen ohne Jutegewebe nicht wie befürchtet durch das Drahtgitter gerutscht. Das Jutegewebe löste sich bereits nach 40 Tagen teilweise auf.
Die jungen Schilfhalme waren nach 40 Tagen ausnahmslos von Blattläusen befallen, zeigten jedoch nach 55 Tagen keine Einschränkungen im Wuchsverhalten.

Die Binsen auf den Gabionen haben sind ähnlich wie auf dem Repotexsandwich entwickelt. Bereits nach 17 Tagen war eine Blüte und ein Wurzelwachstum durch den Rhizomkörper hindurch zu erkennen.
Gabione 13 ist mit überdurchschnittlich vielen Binsen bepflanzt worden. Nach 55 Tagen dominieren sie die Bauweise. Unter der Gabione ist ein weit ins Wasser hängender Wurzelvorhang erkennbar. Auf anderen Körben sind die Binsen allerdings nach dieser Zeit bereits vom Schilf überwuchert, z.B. Nr. 9.

Auf einigen Gabionen ist Wiesenknöterich (Polygonum bistorta) aufgetreten.

Es lassen sich keine Aussagen zu Zusammenhängen zwischen Austrieb und Zuschlagsstoff in der Gabione machen.

Konstruktion

Das Auftriebsverhalten der Varianten ist unterschiedlich. Die durch Binsen dominierte Gabione Nr. 13 mit Kohlesäcken besitzt den größten Tiefgang (Abb.8.43.). Die Körbe mit reinen Schilffüllungen schwimmen noch mit dem gleichen Tiefgang wie am ersten Tag (Nr.9,11), erkennbar an der Wasserlinie an den Auftriebskörpern. Einige Enden der Aqua-Noodles stehen sogar aus dem Wasser heraus (Abb.8.44.). Die Strohfüllungen erhöhen das Gewicht der Körbe durch Wasseraufnahme (Nr.3).
Die Kohlesäcke erhöhen das Gewicht merklich. Sie liegen auf der unteren Drahtlage der Körbe auf.
Die Auftriebskörper reichten am 55 Tag bei allen Bauweisen für den nötigen Auftrieb aus.

Die untere Lage Drahtgitter in den Körbe bog sich mit der Zeit durch Gewichtszunahme nach unten durch. Analog wölbte sich die obere Lage nach oben über die eingebaute Rhizompackung. Dieses Verbiegen der Konstruktion war ansatzweise bereits am ersten Tag absehbar, da die kurzen Enden der Körbe nicht ausgesteift wurden. Es kam zu einer geringen Verschmälerung der Drahtkörbe, die Wölbung setzte sich während der Beobachtungen aber nicht weiter fort.




 
 
 
 
 
 
 
Abb. 8.39.
 
 
 
Abb. 8.40.
 
 
 
Abb. 8.41.
 
 
 
Abb. 8.42.
 
 
 
Abb. 8.43.
 
 
 
Abb. 8.44.

8.5.4. Verankerung und Versuchsanordnung (Abb. 8.43-45.)

Hinter dem Repotexsandwich und der Faschine war aus der Windrichtung gesehen stets eine beruhigte Wasserfläche zu erkennen. Die einzelnen Reihen der Bauweisen, besonders das Repotexsandwich, bogen sich unter dieser Belastung im mittleren Teil. In Folge dessen berührten sich die dahinter liegenden Bauweisen und es kam zu einzelnen Schäden durch Reibung an den Auftriebskörpern und dem Drahtgitter.
Die Halteseile und das umlaufende Seil zeigen ebenfalls Scheuerspuren durch Kontakt mit den Drahtkörben. Dadurch drohte es an diesen Stellen durchzuscheuern (Abb.8.45.). Die Ankerleine, d.h. das Seil zwischen Boje und Anker, zeigte noch keine Verschleißerscheinungen, weil es an den kritischen Stellen bereits durch Ketten ersetzt wurde.





 
 
 
 
Abb. 8.45.

 

 
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